Warum Linz Herzen höherschlagen lässt

Linz ist die Landeshauptstadt von Oberösterreich. Dank ihrer Fläche von etwas mehr als 96 km² und einer EinwohnerInnenzahl von knapp über 206 000 ist sie nach Wien und Graz die drittgrößte Stadt Österreichs. Durch ihr Zentrum – und das ist einzigartig – fließt die Donau, daher liegt das Linzer Stadtzentrum beidseitig entlang des zweitlängsten Flusses Europas. Linz war und ist als Industriestadt bekannt, hat aber durch Initiativen im Kulturbereich vor allem in den letzten Jahrzehnten ein neues Image bekommen. Auch technische und digitale Innovationen werden mit Linz verbunden.
Linz ist süß
Man nehme Butter, Mehl, geriebene Haselnüsse, Eier, Staubzucker, eine Prise Salz, Vanille, Nelken, Zitrone, Zimt und Backpulver und verknete die Zutaten rasch zu einem Mürbeteig. Diesen forme man rund, bestreiche ihn im Anschluss großzügig mit Ribiselmarmelade und bedecke die entstandene Torte mit den Teigresten in Gitterform. Ab ins Rohr und fertig! So schnell kann es gelingen, in eine echte österreichische Traditionslandschaft einzutauchen. [Ob man das Wort „eintauchen“ an dieser Stelle als Metapher interpretiert, bleibt einem selbst überlassen!] Bei diesem Kuchen – der weltbekannten Linzer Torte – handelt es sich übrigens nicht um irgendeine Mehlspeise, nein, es wurde sogar ein eigener Tag für sie ausgerufen!
Natürlich wäre es an dieser Stelle verkehrt, eine Stadt auf eine [vorzügliche!] Süßspeise zu reduzieren. Es erscheint mir aber auch falsch, im Folgenden nicht auf die Gemeinsamkeiten zwischen der Torte und der Stadt, ihrem vermeintlichen Namensgeber, hinzuweisen.
Ein kurzer Spoiler: Die aufgezählten Ingredienzien lassen uns schon erahnen – Es handelt sich um eine bunte Mischung aus guten Dingen, sowohl klassisch süßer als auch spritziger Natur. Ihre Formen reichen von harmonisch bis ungewöhnlich. Eine Kostprobe zaubert den meisten Menschen ein Lächeln ins Gesicht, ein bitterer Nachgeschmack ist nicht zu erwarten. Man bekommt jedenfalls Lust auf mehr.

Linz ist nicht trocken
Von jeher hat sie den Ruf einer Industriestadt. Das rührt vor allem daher, dass sich seit der Mitte des letzten Jahrhunderts der Sitz der bekannten Voestalpine AG (ein international tätiger stahlbasierter Technologie- und Industriegüterkonzern) in der drittgrößten Stadt Österreichs befindet. Das stählerne Image, das sich etwas schwer um die Stadt legte und sie scheinbar in einen dichten, dunklen Mantel hüllte, hat sich inzwischen aber fast in Luft aufgelöst. Es hat sich nämlich einiges getan. Vor allem im kulturellen Bereich hat die Stadt seit der Jahrtausendwende viel von sich hören lassen: Die Linzer Klangwolke (ein überaus bekanntes Open-Air-Musik-Festival), das Ars Electronica Festival (ein Festival, welches Kunst und Technik verbindet) und das Crossing Europe (Film-)Festival sind an dieser Stelle nur drei Platzhalter für die vielen Aktivitäten rund um Kunst und Kultur. Beliebte Austragungsorte für Konzerte wie der Linzer Posthof ziehen auch viel junges Publikum aus Österreich und darüber hinaus an. Neben dem Bemühen, der Stadt einen neueren Anstrich zu verpassen, wirbt Linz nach wie vor damit, eine Industriestadt zu sein – allerdings eine klimafreundliche. Diese Grätsche gelingt durch neue, möglichst CO2-neutrale Produktionsmethoden und Wasserstoff-Technologien, die vor Ort entwickelt werden. Die Industrie ist für Linz natürlich auch in puncto Arbeitsplätze und Wohlstand relevant. Somit ist es eine kluge Strategie, nicht auf ein neues Pferd zu setzen, sondern das, was man hat und was funktioniert mit dem aktuellen und zukunftsträchtigen Zeitgeist zu satteln und in Richtung Klimaneutralität zu galoppieren.Linz hat Geschmack
Dass Quantität und Qualität nicht immer Hand in Hand einhergehen, ist hinreichend bekannt. Genauso kann Größe in mancher Situation eher hinderlich als förderlich sein und kleine Details das Herz vielleicht sogar höherschlagen lassen als so manch Riesending. Lange Rede, kurzer Sinn: Linz ist nicht riesig, Linz ist keine hektische Metropole, die nie schläft. Viel eher ist Linz eine überschaubare, bodenständige Stadt mit vielen kleinen Überraschungen und Besonderheiten. Dazu zählt auch Kunst, die sich nicht klassisch in Museen aufhält. Der Linzer Hafen ist beispielsweise gespickt von einigen namhaften Streetart-Kunstwerken, die man so in keiner anderen österreichischen Stadt findet. Kleine Geschäfte mit angesagten skandinavischen Designs durchziehen die Stadt. In der Innenstadt finden sich rege genutzte Gemeinschaftsgärten. Das Salonschiff Fräulein Florentin (ja, wirklich ein Schiff!) ist eine absolute Empfehlung für Linz-BesucherInnen, wenn es um Kulinarik und Veranstaltungen geht. Und wer sich als Eremit in den Turm des Mariendoms für eine Woche einmieten will – kein Problem, das geht auch! Generell hat man in Linz nicht das Gefühl, dass alles „von oben“ geregelt wird, sondern, dass die Bevölkerung einen großen Anteil an der Entwicklung der Stadt hat und ihre Heimat besonders aktiv mitgestaltet. Trotz (oder vielleicht auch gerade aufgrund) der vielen verschiedenen Einflüsse wirkt die Stadt stimmig, sie hat definitiv Stil.